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Stoffwechsel Learncard 7768594


Question

Energetische Kopplung


Zu einer Aufschlämmung von Hefezellen wird Glucose gegeben. Die Konzentrationen von ATP und Fructosediphosphat werden kontinuierlich aufgezeichnet; sie sind in der Abbildung dargestellt.

  1. Welche Aussagen lassen sich über den Ablauf der Bildung von Fructose-1,6-diphosphat in der vorgegebenen Zeit entnehmen? Beschreiben und begründen Sie den Kurvenverlauf!
  2. Wie hängt die Konzentration des ATP mit der von Fructosediphosphat zusammen?
  3. In welchem Kompartiment der Zelle wird Fructosediphosphat gebildet?
  4. Lässt die dargestellte Reaktion – die Bildung von Fructose-1,6-diphosphat aus Glucose – einen Schluss darauf zu, ob der Zucker in den Hefezellen aerob oder anaerob abgebaut wird?

Answer

Energetische Kopplung


  1. Sobald Glucose zugesetzt wird, beginnt die Bildung von Fructosediphosphat. Dessen Konzen-tration steigt schnell an, erreicht nach etwa zwei Minuten einen Höhepunkt und nimmt zunächst (etwa eineinhalb Minuten lang) schnell, danach langsamer wieder ab. Es ist der Kurve nicht zu entnehmen, warum die Konzentration von Fructosediphosphat wieder abnimmt: Entweder ist die gesamte Glucose umgesetzt oder es wird weiterhin Fructosediphosphat hergestellt, die Weiterreaktion (die Spaltung in Dihydroxyacetonphosphat und Glycerinaldehydphosphat) ist aber schneller als die Erzeugung.
  2. Wenn die Bildung von Fructosediphosphat beginnt, nimmt die ATP-Konzentration ab: Die Phosphatgruppe des ATP wird auf den Zucker übertragen. Der Abbau des ATP zu ADP und die Phosphorylierung des Zuckers sind gekoppelt. Schon nach einer Minute steigt die ATP-Konzentration wieder an: Die ATP-liefernden Reaktionen in der Hefezelle (z. B. bei der Substratkettenphosphorylierung) können den ATP-Verbrauch überkompensieren. Die Abnahme der Konzentration an Fructosediphosphat könnte also indirekt mit der ATP-Zunahme zusammenhängen, weil Zerfallsprodukte des Fructosediphosphat ihre Phosphatgruppe unter ATP-Bildung auf das ADP übertragen. Also auch Folgereaktionen sind gekoppelt. Die ATP-Konzentration erreicht nach drei Minuten wieder ihren Ausgangswert.
  3. Die Reaktion läuft im Cytoplasma (nicht im Mitochondrium) ab.
  4. Die dargestellte Reaktion ist eine Teilreaktion der Glykolyse, der gemeinsamen Anfangsstrecke von Atmung und Gärung. Es kann keine Aussage über den weiteren Abbau gemacht werden.


Wissensteil:

Die Glykolyse ist die Reaktionsfolge, in deren Ver­lauf Zucker oxidiert und in kleinere Bausteine zer­legt wird. Bevor das Zuckermolekül gespalten werden kann, muss es aktiviert – destabilisiert – werden. Nacheinander werden zwei Phosphatreste vom ATP auf das Zuckermolekül übertragen.Die Reaktionsfolge der Glykolyse ist hier schemati­siert dargestellt.

  • Der Abbau der Glucose in der Zelle beginnt mit der Phosphorylierung der Glucose zu Glucose-­6-­Phosphat. Dabei überträgt ein Enzym die Phos­phatgruppe vom ATP auf das Glucosemolekül.
  • Durch Isomerisierung wird aus Glucose­6­phos­phat Fructose­6­phosphat gebildet,
  • Fructose-­6-­phosphat wird mit ATP zu Fructose­1,6­diphosphat umgesetzt.
  • Fructose­1,6­diphosphat (ein C6­Zucker) wird in zwei Triosen (­Zucker) gespalten: in Dihydro­xyacetonphosphat und Glycerinaldehydphos­phat. Die beiden Triosen stehen miteinander im Gleichgewicht.
  • Glycerinaldehyd-­3-­phosphat wird dehydriert: Zwei Protonen und zwei Elektronen werden auf das Coenzym NAD+übertragen, das dadurch zu NADH, H+reduziert wird. Das Glycerinaldehyd­phosphat nimmt dabei ein anorganisches Phos­phatmolekül auf und wird zur 1,3-­Diphosphogly­cerinsäure.



  • Im nächsten Schritt wird die energiereich gebundene Phosphatgruppe auf ADP übertra­gen unter Bildung von ATP. Diese Umwandlung, die zur Bildung des ATP­Moleküls führt, wird als Substratkettenphosphorylierung bezeichnet.
  • Die 3­Phosphoglycerinsäure wird in 2­Phospho­glycerinsäure umgelagert.
  • Durch enzymatische Wasserabspaltung wird die­se zur Phosphoenolbrenztraubensäure (Phos­phoenolpyruvat).
  • Die energiereich gebundene Phosphatgruppe wird auf ADP übertragen unter Bildung von ATP und Brenztraubensäure (Pyruvat). Pyruvat ist das Endprodukt der Glykolyse.

Die Bilanzgleichung des Abbaus der Glucose bis zum Pyruvat lautet:
Glucose + 2 ADP + 2 P + NAD+ 2 Pyruvat + 2 ATP + 2 H2O + NADH, H+

Die Oxidation der Glucose bis zur Brenztrauben­säure ist eine exergonische Reaktion:

1mol Glucose 2mol Brenztraubensäure;
Freie Energie ΔG° = –197kJ/mol

Die von der Zelle nutzbare Freie Energie aus dem Abbau der Glucose wird in ATP gespeichert:

2mol ATP 2mol ADP;
Freie Energie ΔG° = –62kJ/mol

Der Wirkungsgrad der Energieumwandlung liegt bei 30%.

Die Glykolyse gehört zu den entwicklungsge­schichtlich ältesten Stoffwechselwegen. Wir finden sie in allen eukaryotischen Lebewesen – Pflanzen, Pilzen und Tieren – sowie in den meisten Prokaryoten.

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