Wissensteil:
Das Hoßbach-Protokoll
Anfang September 1936 führte Göring in einer Kabinettssitzung aus: „Sie [die geheime Denkschrift] geht von dem Grundgedanken aus, dass die Auseinandersitzung mit Russland unvermeidbar ist.“ Am 5.11.1937 erläuterte Hitler der Wehrmachtsspitze seine außenpolitischen Vorstellungen, über die Oberst Hoßbach ein Protokoll anfertigte: Ziel sei die Erhaltung der Volksmasse und deren Vermehrung; somit handele es sich um das Problem landwirtschaftlich nutzbaren Raums. Jede Raumerweiterung sei nur durch das Brechen von Widerstand und unter Risiko möglich. Da sich der Rüstungsvorsprung des Deutschen Reichs gegenüber den Westmächten nach 1943/45 verringere, sei dies der äußerste Zeitpunkt für den Kriegsbeginn. Ein früherer sei gegeben, wenn Frankreich in eine innenpolitische Krise oder gar in eine militärische Auseinandersetzung gerate.
Der „Anschluss“ Österreichs
Nach einem missglückten Putschversuch (1934) der österreichischen Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP) vereinbarten Österreich und das Deutsche Reich 1936 die Regierungsbeteiligung der DNSAP. Als dies nicht geschah, verschärfte Hitler den Druck. Am 12.2.1938 drohte er dem österreichischen Kanzler Schuschnigg unverhüllt mit militärischen Maßnahmen. Dieser gab nach, wollte die Unabhängigkeit Österreichs aber durch eine Volksabstimmung erhalten. Sie sollte das Bekenntnis zu einem „freien und deutschen, unabhängigen und sozialen, christlichen und einigen Österreich“ zum Ergebnis haben. Dies betrachtete Hitler als „Verrat“. Unter Androhung militärischer Maßnahmen erzwang er die Übergabe der Regierung an den Innenminister Seyß-Inquart (DNSAP). Auf dessen „Bitte“ hin marschierten am 12.3.1938 deutsche Truppen ein.
Das Münchner Abkommen
Die nationalsozialistische Sudetendeutsche Partei unter ihrem Vorsitzenden Konrad Henlein stellte immer höhere Forderungen an die tschechoslowakische Regierung und wurde dabei von der NSDAP-Presse unterstützt. Im Sommer 1939 kam es zu Kriegsdrohungen auf beiden Seiten. Mussolini initiierte die Viermächtekonferenz. In München beschlossen Daladier (französischer Ministerpräsident), Chamberlain (britischer Premierminister) sowie Hitler und Mussolini am 29.9.1938 ohne Beteiligung der Tschechoslowakei die Abtretung des Studetenlands an das Deutsche Reich. Mit diesem Abkommen, das der Höhepunkt der britischen Appeasementpolitik (= Beschwichtigungspolitik) war, glaubten die Westmächte den Frieden gerettet zu haben.
„Die Erledigung der Resttschechei“
Unmittelbar nach dem Münchner Abkommen wies Hitler die Wehrmacht an, die „tschechische Frage“ endgültig zu lösen. Im Frühjahr 1939 ging er zu unverhüllten militärischen Drohungen gegenüber Prag über. Deshalb legte am 15.3.1939 der tschechoslowakische Staatspräsident Hacha „das Schicksal des tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände Hitlers“. Am folgenden Tag besetzten deutsche Truppen die CSR. Böhmen und Mähren wurden als „Protektorat“ (= Schutzgebiet) an das Deutsche Reich angegliedert, die Slowakei wurde ein deutscher Satellitenstaat.
Der Hitler-Stalin-Pakt (Auch: Molotow-Ribbentrop-Pakt)
Hitler brauchte die UdSSR, um bei der „Lösung der polnischen Frage“ einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden. Als sich die Verhandlungen hinzogen, da Stalin auch von den Westmächten umworben wurde, die inzwischen ihre Appeasementpolitik aufgegeben und den Bestand Polens garantiert hatten, forcierte Hitler die Verhandlungen. In einem geheimen Zusatzprotokoll zum Nichtangriffspakt legten das Deutsche Reich und die UdSSR ihre Interessensphären in Polen und Osteuropa „für den Fall eines Krieges“ fest. Der Hitler-Stalin-Pakt besiegelte das Schicksal Polens und trug wesentlich zum Ausbruch des Krieges bei.