Wissensteil:
Die „Entfesselung“ des Zweiten Weltkrieges
Der Krieg gegen Polen begann mit einem vorgetäuschten Überfall polnischer Soldaten auf den deutschen Radiosender Gleiwitz am 1.9.1939 ohne Kriegserklärung. Aufgrund dieser zielgerichteten Auslösung des Krieges durch das Deutsche Reich verwendet die Fachliteratur den Begriff „Entfesselung“, der die Kriegsschuldfrage unmissverständlich klärt. Am 3. September stellte die britische Regierung ein auf zwei Stunden befristetes Ultimatum, die deutschen Truppen zurückzuziehen. Noch am selben Tag erklärten die Westmächte dem Deutschen Reich den Krieg.
Der Westfeldzug
Am 24.5.1940 gab Hitlers Haltebefehl den Westmächten die Möglichkeit, ca. 340.000 Soldaten aus dem Kessel von Dünkirchen zurückzuziehen. Hitler traf diese unverständliche Maßnahme, die ein kapitaler taktischer Fehler war, wohl, um das „germanische“ Großbritannien doch noch zu einer Koalition gegen den Bolschewismus zu bewegen. Der unerwartet schnelle Sieg gegen Frankreich hatte eine Reihe von Auswirkungen: Hitlers Prestige wuchs noch mehr („größter Feldherr aller Zeiten“), er befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht und die Vormachtstellung des Deutschen Reichs auf dem Kontinent schien unerschütterlich. Die Generalität geriet gegenüber dem „genialen Feldherrn“ Hitler immer mehr ins Hintertreffen. Der Führer überschätzte immer mehr die eigenen Fähigkeiten und unterschätzte die Kampfbereitschaft Großbritanniens.
Warum überfiel Hitler die UdSSR?
Am 21.6.1941 erfolgte auf Befehl Hitlers (ohne Kriegserklärung) der Überfall auf die UdSSR („Unternehmen Barbarossa“). Für die unerzwungene Eröffnung des Zweifrontenkriegs gibt es wirtschaftliche Motive Hitlers (rumänisches Erdöl, „Kornkammer Ukraine“, sowjetische Rohstoffquellen, Verwirklichung des Lebensraumprogrammes), militärische (Zerstörung der Hoffnung Englands auf eventuelle sowjetische Hilfe; Befreiung Japans vom sowjetischen Druck und Bindung der USA durch Japan im Pazifik) und ideologisch-politische (Ausrottung der „jüdisch-bolschewistischen“ Führungsschicht der UdSSR, der Juden in Ost- und Mitteleuropa; Unterwerfung, Versklavung der slawischen Bevölkerung).
Der Charakter des Ostfeldzugs
Der Ostfeldzug ist mit dem Krieg im Westen nicht vergleichbar. Während dieser ein „Normalkrieg“ war, war der Ostfeldzug von Anfang an ein rassenideologischer grausamer Vernichtungs- und Versklavungskrieg. Daran hatte vor allem die SS durch die von ihr errichteten und betriebenen Massenvernichtungslager sowie durch ihr brutales Vorgehen gegen die polnische und sowjetische Zivilbevölkerung entscheidenden Anteil. Beide Seiten hielten sich von Anfang nicht an die bisher gültigen Regeln des Krieges, weshalb Partisanentätigkeit und grausame Vergeltungsmaßnahmen den Charakter des Ostfeldzugs maßgeblich bestimmten.
Die Verschwörungstheorien um Pearl Harbor
Der japanische Angriff auf Pearl Harbor bewirkte den Kriegseintritt der USA. Heute wird von Historikern vielfach angenommen, dass Präsident Roosevelt die Auseinandersetzung mit Japan um die Hegemonie im pazifischen Raum bewusst angestrebt hat. Oft wird auch mit gewichtigen Belegen behauptet, dass der Überfall für die amerikanische Führung nicht überraschend gewesen sein kann. Jedenfalls erwies sich der Überfall als idealer Stimmungsmacher für einen von Roosevelt geplanten amerikanischen Kriegseintritt. War vor Pearl Harbor die große Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung der Meinung, die USA sollten sich aus „den europäischen Händeln“ heraushalten, so war der Krieg gegen Japan nach dem 7.12.1941 eine „Sache der nationalen Ehre“.