Dieser Sachverhalt kann mit Hilfe des sogenannten Lebensweltkonzeptes erklärt werden. Dabei verkörpert eine Lebenswelt eine bestimmte Lebens- und Sprachform, durch die Möglichkeiten und Grenzen des Denkens und Sprechens einer Person bestimmt sind. Das gesamte Hintergrundwissen, das vorausgesetzt werden muss, damit Verständigung möglich wird, ist lebensweltspezifisch. Aussagen oder Nachrichten haben folgerichtig keine kontextunabhängige Bedeutung, sondern werden stets auf der Grundlage bestimmter Erfahrungen und Denkmuster interpretiert. Dies kann bei Kommunikationsvorgängen zwischen Personen, die aus unterschiedlichen Lebenswelten stammen, zu erheblichen Verständigungsproblemen führen. In diesem Zusammenhang kann man auch von Sprachspielen sprechen, in welchen bestimmte Regeln enthalten sind, die ein Mensch in einer bestimmten Lebenswelt beherrschen muss, um mit anderen Teilnehmern dieser Lebenswelt kommunizieren zu können. Diese Regeln und das Hintergrundwissen werden im Laufe von Sozialisationsprozessen erlernt, wodurch sich nach und nach ein System von Geglaubtem bzw. Erwartetem herausbildet. Wenn nun Kommunikationspartner, wie der Mitarbeiter und seine Führungskraft, sehr unterschiedlichen Lebenswelten angehören, können sich zum Teil erhebliche Verständigungsprobleme ergeben, da sie verschiedene Regeln und Hintergrundwissen voraussetzen. Je mehr sich jedoch Mitarbeiter neben ihren alltäglichen, privaten Lebens- und Sprachformen in die organisatorische Lebenswelt ihres Unternehmens einleben, desto mehr bildet diese als eine gemeinsame geteilte Lebenswelt eine geeignete Plattform für funktionierende Verständigung.