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Picot; Organisation Learncard 698020


Question

Stellen Sie die verschiedenen Vertragsformen gegenüber und geben Sie zudem jeweils ein Beispiel.

Answer

Klassische Verträge:

Diese Form der Verträge ist zeitpunktorientiert und geht von der Annahme aus, dass Leistung und Gegenleistung zeitlich zusammenfallen und im Moment des Vertragsabschlusses eindeutig spezifiziert werden können, oder dass Leistung und Gegenleistung zwar zeitlich auseinander fallen, zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses aber eindeutig spezifiziert, d.h. vergegenwärtigt werden können. Es handelt sich somit um vollständige Verträge. Die Identität der Vertragspartner spielt keine Rolle, da für den Vertragserfolg weder vorausgehende noch nachfolgende Beziehungen zwischen diesen von Bedeutung sind. Auftretende Streitfälle sind durch Gerichte anhand formaler Kriterien eindeutig zu regeln.

Beispiele sind einfache Kaufverträge, z.B. der Kauf von Benzin an einer Autobahntankstelle.

Neoklassische Verträge:

Bei neoklassischen Verträgen können nicht alle Eventualitäten im Voraus berücksichtigt werden und sie bleiben zwangsläufig unvollständig. Bei diesen Verträgen handelt es sich außerdem eher um eine Zeitraumorientierung der Verträge, also um von vornherein begrenzte Vertragsdauer. Die Identität der Vertragsparteien spielt bei dieser Vertragsform eine Rolle. Beide Seiten gehen mittelfristige Beziehungen ein und sind an einer Vertragserfüllung interessiert, da ein Vertragsabbruch mit Nachteilen verbunden wäre. Auftretende Streitfälle werden durch Schlichter bzw. Drittparteien gelöst. Die Anrufung von Gerichten wäre zu aufwändig und langwierig. Zudem bestünde die Gefahr des Abbruchs der Geschäftsbeziehung. Ein sachverständiger Dritter besitzt sowohl das notwendige Fachwissen als auch die erforderliche Autorität, um Streitfälle rasch und im Interesse aller Parteien beizulegen.

Beispiele sind hier Bauverträge, in deren Rahmen häufig der Architekt zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vertragspartnern herangezogen wird.

Relationale Verträge:

Die Vertragsparteien treten hier in langfristig angelegte Austauschbeziehungen (Zeitraumorientierung) ein, bei denen teilweise bewusst Vertragsspezifikationen offen gelassen werden. Dabei lassen sich die zukünftigen Leistungen und Gegenleistungen zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nur unvollständig beschreiben. An die Stelle expliziter, vertraglich eindeutig festgelegter und dokumentierter Abmachungen treten implizite, auf einem gegenseitigen Abhängigkeitsbewusstsein beruhende Vereinbarungen. Die Identität der Vertragspartner ist in diesem Fall von großer Bedeutung. Relationale Vertragsbeziehungen können anhand formaler Kriterien nur unzureichend beurteilt werden, weshalb Streitfälle ohne Einmischung von Dritten beigelegt werden sollten. Nur die Vertragspartner selbst haben das hierfür erforderliche Wissen und entwickeln dafür nicht selten ein System gemeinsamer Normen und Werte.

Beispiele für relationale Verträge sind u.a. Kooperations- und Arbeitsverträge.

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